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Timo Hobe
 
(Deutschland)

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Hobe  Timo Hobe wurde 1964 in Gera geboren wuchs in der damaligen DDR auf. Neben seinem „Brotberuf“ als Öl- und Gasfeuerungsmonteur war er künstlerisch tätig; er montierte aus den Alltags-Materialien Skulpturen und Objekte, malte und gestaltete so genannte „Kunsträume“. Schon früh geriet er in Widerspruch zum damaligen politischen System.  Installation-BODY and SOOL , 0068-nail 
Als Nonkonformist konnte er sich dem kleingeistigen Denken nicht unterordnen und flüchtete 1989 aus der DDR. Erste Station war das Auffanglager Passau, danach fand er Hilfe durch einen Freund und wohnte und arbeitete in Bremen.
 1999 erlitt er einen Sportunfall und wurde berufsunfähig.

Er ging im Jahr 2000 zurück nach Gera /Thüringen und eröffnete dort sein Atelier, um als freier Künstler zu leben. In der Zeit entwarf und verwirklichte er verschiedene Projekte seiner „Kunsträume“. Cafe 4 

Seit März 2003 lebt und arbeitet er in Jena, unterbrochen von längeren Aufenthalten in Andalusien und Ägypten. Er entwarf und baute den Pavillon der Firma ESP und eröffnete 2004 in Jena sein Atelier nebst Galerie. Seitdem gestaltete er die Räumlichkeiten etlicher gastronomischer Einrichtungen zu „Kunsträumen“ und produziert edle Stahlrahmen in Handarbeit.

Zur Zeit beschäftigen ihn die Vorbereitungen zur Ausgestaltung von 300 qm Gastronomiefläche. „Es wird ein Restaurant, in dem man auf Betten liegend speist, wobei jedes Bett nach historischen Ursprüngen und ‚ assoziativen Verrücktheiten’ gestaltet wird. Ich habe selbst immer gern im Bett gegessen oder halb liegend wie die alten Römer.“
„Wo hat er nur die Ideen her ?“ , ist von Besuchern immer wieder zu hören, wenn sie einen von Timo Hobe gestalteten Raum betreten. Cafe 3 
Timo Hobe vertritt eine neue und unkonventionelle Idee des Kunstschaffens:Leuchtkörper 1 Raumgestaltung, Installationen und Objekte, Bilder – alles aus einer Hand und nach einem vermarktungsfähigen Konzept; der Künstler als Ich -AG, als eingetragene Firma, die z.B. Ihr Badezimmer entwirft, Wände mit Mosaiken und Farben gestaltet, ungewöhnliche Wannen und Lampen entwickelt, alle Installationen durchführt und Räume zu einem Kunstwerk macht. Kunst, in der man lebt.–

Einführungsrede zur Ausstellung "Timo Hobe", Galerie Andalusien Art, 30.04.05

 Meine sehr geehrten Damen und Herren,

 ich freue mich, Ihnen heuten die Arbeiten von Timo Hobe vorstellen zu dürfen. Mit ihm begegnen wir einem ungewöhnlichen Künstler. Schauen wir uns in der Ausstellung um, so scheint es, als stellten hier verschiedene Maler aus. Doch alle Werke, die Sie hier sehen, stammen aus einer Hand, einer Hand, die unermüdlich schafft und immer wieder Neues entwickelt. Spricht man mit dem Künstler, so sprudeln die Ideen und Pläne nur so aus ihm heraus und man mag glauben: „Allein die Kunst ist unerschöpflich“ dieses Zitat von Johann Joachim Winkelmann, einem Kunsthistoriker des 18. Jahrhunderts, passt nicht nur auf die Kunst an sich, sondern auch auf diesen Künstler (...)

 Dass jedoch die Kunst unerschöpflich ist, beweist ein nur kurzer Blick auf die Entwicklungen, Umbrüche und Revolutionen in der Kunstgeschichte. Wann jedoch diese Kunstgeschichte begann lässt sich heute kaum mehr genau nachvollziehen. Erste künstlerische Schöpfungsprozesse der Menschen, die Höhlenmalerei, stammen aus der Zeit um 15000 vor Christi.
Und als  Papst Gregor der Große im 6. Jahrhundert erklärte, dass Bilder angemessene Mittel seien, um Episoden und Lehren aus der Heiligen Schrift wiederzugeben, war dies ein grundlegender Schritt für die weitere Entwicklung der europäischen Bildkunst. Man erweiterte die Malerei später  auch auf andere Bereiche und entwickelte sie weiter:  mythologische Themen und höfische Szenen fanden ihren Ausdruck.
Im Barock, im 17. Jahrhundert rückten Alltagsszenen in den Mittelpunkt, gleichzeitig entwickelte sich die Landschaftsmalerei mehr und mehr.
Nach der Romantik und dem Naturalismus kam es mit dem Impressionismus zu einer großen Revolution in der Kunstgeschichte, der  in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts weitere folgten. Mit Bewegungen wie  dem Fauvismus, dem Kubismus, dem Expressionismus und dem Surrealismus befreite sich die Kunst aus ihren traditionellen Fesseln und machte alles möglich.
Alltagsgegenstände wie ein Toilettenbecken wurden zum Kunstgegenstand erhoben. Und bis heute wurden die künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten durch Videoinstallationen, Objektkunst, Computer und  Performances erweitert.

Man kann wirklich sagen, dass sich ein Teil der jüngeren Kunstgeschichte in dem Werk von Tim Hobe wieder findet. In der Malerei bewegt er sich vom Gegenständlichen, Figurativen zu Ansätzen des Kubismus über den Expressionismus zur Abstraktion. Dabei scheinen Handschrift, Farbe und Komposition so unterschiedlich, dass man sie niemals einem Maler allein zuordnen würde. Doch eines bleibt in jeder Arbeit gleich und gleichwertig, es ist das handwerkliche Vermögen des Künstlers, das in jeder Arbeit aufs Neue überzeugt.

Einen unkonventionellen Weg ist Timo Hobe gegangen: Schon immer war der in Jena geborene Künstler neben seinem Beruf des Öl- und Gasfeuerungsmonteurs künstlerisch tätig und gestaltete aus Alltagsmaterialien Skulpturen und Objekte. Nach einem Sportunfall 1999 konnte er seinen Beruf nicht mehr ausüben und entschied kurzerhand als freier Künstler zu leben. Er gründete eine Ich-AG, gestaltet Räume mit Farben Mosaiken und Installationen und Skulpturen. Gleichzeitig, schuf er, wie Sie hier sehen, ein vielfältiges malerisches Werk. Diese Bilder, die er jenseits von Aufträgen frei malt, entstehen in den Stunden der Muße und dienen der Entspannung des umtriebigen Künstlers.
Er verarbeitet sein Leben im Bild, sagt er selbst. Wenn er sich vor die Leinwand setzt, beginnt er seine Gefühle umzusetzen, dabei tauchen  Momente und Eindrücke aus der Vergangenheit auf, ebenso wie gegenwärtige Erlebnisse, Träume und Wünsche für die Zukunft. Bleibende Eindrücke hat Timo Hobe auch während seiner Reisen durch Ägypten und Andalusien gewonnen. Wenn er malt, will er locker und frei ohne Bestimmung arbeiten, mit Farben, Formen und Inhalten spielen, die aus dem Inneren an die Bildoberfläche drängen. Diese verschiedenen Gefühle, so der Maler, lassen sich nicht in einem Stil, nicht in einer Bildsprache ausdrücken. Das ist der Grund, warum er so vielfältig arbeitet.

 Hinter jedem einzelnen Bild steckt also eine ganz besondere, individuelle Geschichte. Doch diese Geschichte erschließt sich dem Betrachter nicht, wenn es nicht zu einem direkten Austausch mit dem Künstler kommt. Vielmehr entsteht eher ein indirekter Dialog zwischen Künstler und Betrachter in dem Moment, in dem dieser vor das Kunstwerk tritt. Mit diesem Dialog wird der Schöpfungsprozess erst vollendet. Aber wird der Betrachter das Kunstwerk dann verstehen, wird er das darin lesen, was der Künstler in seinem Inneren empfunden hat?
Zu diesem Problem hat der Künstler Alexej Jawlensky einmal gesagt: Jeder findet in einem Kunstwerk immer nur das, wozu sich seine Seele vorbereitet hat. Darin liegt die Kraft und die Unerschöpflichkeit des Kunstwerkes. Es ist auch nicht nötig, dass das Empfinden des Beschauers und der schöpferische Trieb des Künstlers sich decken, eben weil der Künstler aus der Intuition schafft und deswegen mehr sagt, als er zu sagen dachte. Darin liegt gerade das Mysterium des Schaffens.
So treffen also Betrachter und Künstler in dem Kunstwerk in gewisser Weise zusammen, wobei jeder von ihnen seine eigene individuelle Verbindung zu dem Kunstwerk aufnimmt. Demnach bestehen Kunstwerk und Künstler nicht darauf, eine direkte Botschaft zu vermitteln. Nach dem Ansatz von Jawlensky, bietet der Künstler dem Betrachter Raum, sich mit seiner eigenen Seele und seiner Intuition einzubringen, es nach seinen Erfahrungen zu lesen und eigene Assoziationen zu entwickeln. 

In diesen Gedanken findet sich auch die Ansicht Timo Hobes wieder, denn es ist nicht sein Anliegen, mit seinen Bildern seine Gedanken zu vermitteln. Darum wollen wir bei der Betrachtung der Bilder unsere eigenen Assoziationen entwickeln. Dazu möchte ich jetzt mit Ihnen gemeinsam einige Bilder anschauen.

 Werfen wir zunächst unseren Blick auf die Landschaftsbilder:

Sueden, 180 x 70,kl   "Süden" nennt der Künstler das großformatige Bild, mit dem er uns das Landschaftspanorama einer, so scheint es, toskanischen Landschaft zeigt. Er bedient sich dabei einer einfachen und eingängigen Formensprache, die fast ein wenig an eine Spielzeugwelt erinnert. Bei der Betrachtung des Bildes kommt es jedoch zu Irritationen. Während sich die Landschaft im Vordergrund als einheitlich erweist, wird sie weiter oben durchbrochen. Als Betrachter kennen wir auf einmal unseren Standpunkt nicht mehr, teilt der Künstler das Bild auf, handelt es sich nur um die Fassade einer Landschaft, oder vermittelt der Künstler uns den Blick durch ein Fenster? 

In nächsten Bild erleben wir einen sonnigen Tag mit einem strahlenden Licht. Heiterkeit und Lebensfreude spricht aus diesem Bild. Der Maler vermittelt uns seine Begeisterung für die Schönheit der Natur und vor allem für das leuchtende Rot des blühenden Mohns. MOHN, 123x133x3,5,nail-2 Mit diesem Bild offenbart sich der Expressionist Timo Hobe. Ein wichtiges Element des Expressionismus ist die Loslösung von der authentischen Form und Farbe. Der Maler taucht hier seinen Landschaftseindruck nicht mehr in die Farben, die er vor sich sieht, sondern in jene, die er in sich spürt.

 Einen Schritt weiter geht der Künstler mit dem dreiteiligen Landschaftsbild mit dem Titel "Island in the sun". Island in the sun,nail-2 Während im vorherigen Bild die Landschaft noch klar ausformuliert und zu erkennen war, reduziert der Maler hier immer mehr Farbe und Form. Er beschränkt sich allein auf Gelb- und Orangetöne, abstrahiert und reduziert die Form so weit, dass sich die "Insel in der Sonne" immer noch erkennen lässt. Durch den leicht pastosen Farbauftrag hebt sich die Insel besonders aus dem Bild hervor. Timo Hobe spielt hier mit der Perspektive, indem er die Insel wie mit einem Zoom einmal näher an unser Auge heranrückt und dann wieder in weiter Ferne erscheinen lässt. 

Urknall,82 x 130-nail  Zu einer völligen Abstraktion kommt es in dem Bild, mit dem Titel "Urknall" Hier bricht explosionsartig die Erde auf. Funken Sprühen, Gesteinsteile fliegen durch die Luft, die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde lassen sich in diesem Bild ahnen. Ein Schöpfungsprozess beginnt voller Energie, ähnlich dem energiereichen Schöpfungsprozess des Künstlers.

 Was die Technik, in diesem und auch in weiteren Bildern betrifft, so arbeitet Timo Hobe immer in einer Mischtechnik. Häufig arbeitet er Sand oder andere Materialien ins eine Bilder ein und schafft so Strukturen, die eine gewisse Lebendigkeit suggerieren. 

Als eine weitere Werkgruppe ist neben den Landschaften ist eine Reihe von mystischen Bildern zu nennen.

Abwarten, 80 x 80-nail  Mondsüchtigen,80 x 80-nail  Neugierigen,60 x 60-nail

Mit diesen drei Bildern "Warten", "Mondsüchtig" und "Die Neugierigen" schafft der Künstler geheimnisvolle Situationen. Dunkle Stimmungen, mit ebenso dunklen Gestalten, die hier - im ersten Bild - vor einem Tor, einer Öffnung stehen. Auf der anderen Seite des Tores scheint es hell zu sein. Vielleicht warten diese Menschen auf eine hellere, positivere Seite ihres Lebens. Auch die Mondsüchtigen geben sich uns nicht zu erkennen, sie wenden uns den Rücken zu und blicken in das Licht des Vollmondes, der über einem See leuchtet. Ebenso wie im dritten Bild dieser Reihe arbeitet der Künstler abstrahierend, so dass die Situation für den Betrachter deutlich bleibt. Durch das Übereinanderlegen verschiedener Farbschichten schafft er eine besondere Tiefe und Eindringlichkeit, die die mystische Stimmung bewirkt. 

Betrachten wir zum Schluss noch einmal die beiden Darstellungen der Stiere, die sich wieder sowohl in der Stimmung als auch in der Malweise unterscheiden.

Zunächst der StierkampfStierKampf, 120 x 80,nail Direkt bringt der Künstler den Stier in das Bild, Er scheint gerade auf uns zuzukommen und uns auf seine Hörner nehmen zu wollen, wie er es bereits mit dem Stierkämpfer getan hat. Hier war das Tier und nicht der Mensch Sieger. Der Stierkämpfer fiel zu Boden und liegt vor den Füßen des Stiers.
Technisch bewegt sich der Künstler hier zwischen Expressionismus und Kubismus. Das bedeutet, dass er die Figuren durch die schwarzen Konturen in einzelne Elemente aufgeteilt hat und das, was er in drei  Dimensionen wahrgenommen hat, auf einer Fläche darstellt. Eine ähnliche Arbeitsweise  findet man auch in den gegenüber liegenden Bildern.

Timos Stier,80 x 80-nail  Der Stier daneben, erscheint wieder in einer völlig anderen Bildsprache. Der Künstler stellt hier eine einheitliche Farbstimmung her, sanfte Töne und zarte Konturen lassen hier an archaische Wandmalereien denken.

 Sie sehen meine Damen und Herren, die Kunst des Timo Hobe ist unerschöpflich. Vielleicht finden Sie jetzt in den Bildern, wie Jawlensky es gesagt hat, das worauf sich Ihre Seele vorbereitet hat.

Dabei wünsche ich Ihnen ganz viel Freude und der Ausstellung viel Erfolg.

 Donata Holz, Kulturwissenschaftlerin